
David von Becker
Bilder auf Reisen
Seit Herbst 2020 werden über 100 Werke des französischen Impressionismus und Postimpressionismus der Sammlung Hasso Plattner dauerhaft im Museum Barberini präsentiert, darunter Meisterwerke von Monet, Caillebotte, Renoir und Signac. Gelegentlich werden einzelne Gemälde für internationale Ausstellungsprojekte verliehen, die der weiteren Erforschung eines Künstlers und seines Œuvres dienen. Welche Werke auf Reisen gegangen sind, können Sie hier nachlesen.
Claude Monet, Die blühende Wiese, 1885

Claude Monet: Die blühende Wiese, 1885
Dieses Gemälde hat das Museum Barberini als Leihgabe für die Ausstellung Le vent. Cela qui ne peut être peint im Musée d´art moderne André Malraux in Le Havre zur Verfügung gestellt. Das Werk ist vom 25. Juni bis 2. Oktober im Rahmen der dortigen Ausstellung zu sehen.
Im Jahr 1883 übersiedelte Claude Monet nach Giverny, wo er das leerstehende Gebäude einer alten Apfelpresse (le pressoir) für seine Bedürfnisse und die seiner Familie hergerichtet hatte. An diesem Wohnsitz sollte er bis zu seinem Lebensende bleiben.
Auch nach seinem Umzug nach Giverny widmete sich Claude Monet dem ländlichen Umfeld entlang der Seine. Hier führt er den Blick über die hochgewachsenen Gräser zu den spielenden Kindern. Die Wiese bietet den Sinnen zahlreiche Reize. Der Maler bringt dem Betrachter die Grashalme sinnlich nahe. Sie speichern das Licht und die Wärme des Frühlingstages und erinnern an den frischen Geruch einer Weidelandschaft.
Kein Weg führt den Blick der Betrachter in die Tiefe des Bildes. Vielmehr bilden die große Wiese und der durch Bäume eingerahmte Himmel zwei gleichberechtigte Projektionsflächen für die Wirkung von Sonne und Wind. Diese Auffassung ist typisch für Monet. Er äußerte, dass es ihm nicht um die Darstellung der Motive an sich ginge, sondern um das, was die Gegenstände umgebe: die Luft und das Licht. Er nannte das den „Umschlag“ (envelope) um die sichtbaren Dinge.
Vergangene Leihgaben
2022
Dieses Gemälde wurde als Leihgabe für die Ausstellung Le Décor impressionniste zur Verfügung gestellt, die vom 2. März bis zum 11. Juli 2022 am Musée de l'Orangerie in Paris zu sehen war.
Die Ausstellung am Musée d’Orsay untersuchte die impressionistische Hinwendung zu Dekor und Dekoration – eine Beschäftigung, die in den 1920er Jahren in Claude Monets großformatigem Seerosen-Zyklus im Musée de l’Orangerie kulminierte. Zu den 80 Leihgaben gehörten neben zahlreichen Gemälden von u. a. Mary Cassatt, Edgar Degas, Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir auch Fächer, Keramiken und Arbeiten auf Papier. Aus der Sammlung Hasso Plattner war Monets Rosensträucher im Garten von Montgeron zu sehen – eine Studie für das großformatige Gemälde Gartenecke in Montgeron (um 1876, Eremitage, Sankt-Petersburg), das der Textilmagnat Ernest Hoschedé als Wanddekoration für seinen Wohnsitz, das luxuriöse Château de Rottembourg, in Auftrag gegeben hatte.
Claude Monet, Villen in Bordighera, 1884
Dieses Gemälde wurde als Leihgabe für die Ausstellung Ich. Max Liebermann – ein europäischer Künstler zur Verfügung gestellt. Sie war vom 8. Oktober 2021 bis zum 8. Januar 2022 am Hessischen Landesmuseum Darmstadt und vom 2. Februar bis zum 8. Mai 2022 am Kunstpalast Düsseldorf zu sehen.
Als treibende Kraft der deutschen Malerei des neunzehnten Jahrhunderts war Max Liebermann mit ganz Europa vernetzt. Insbesondere die Maltraditionen Frankreichs und der Niederlande spielten eine bedeutende Rolle in seinem Werk. Die Ausstellung thematisierte Liebermanns Auseinandersetzung mit seinen europäischen Vorbildern und Kollegen – darunter Jean-François Millet und Claude Monet – und ermöglichte eine direkte Gegenüberstellung mit ausgewählten Werken. Zu den zahlreichen Leihgebern gehörten die Nationalgalerie in Berlin, das Musée d’Orsay in Paris, das Kunstmuseum Den Haag sowie das Teylers Museum in Haarlem.
Dieses Gemälde wurde als Leihgabe für die Ausstellung Die Kunst von Pál Szinyei Merse zur Verfügung gestellt, die vom 11. November 2021 bis zum 20. Februar 2022 an der Ungarischen Nationalgalerie in Budapest gezeigt wurde.
Pál Szinyei Merse gehört zu den bedeutendsten Wegbereitern der Moderne in Ungarn. Für seine in den 1870er und 1880er Jahre entstandenen Landschaftsdarstellungen übernahm er die Freilichtmalerei, die Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Kennzeichen des französischen Impressionismus geworden war. Die Ausstellung am Szépművészeti Múzeum verortete Szniyeis Werk im internationalen Kontext seiner Zeit und berücksichtigte dabei auch Parallelen zu Entwicklungen in Frankreich. Claude Monets Unter den Pappeln aus der Sammlung Hasso Plattner wurde in der Werkschau in einem Dialog mit Szinyeis stilistisch eng verwandter Arbeit Mohnblumenfeld (1896) gezeigt.
Dieses Gemälde stellte das Museum Barberini als Leihgabe für die Ausstellung Voies de la modernité zur Verfügung, die vom 15. Oktober 2021 bis zum 13. Februar 2022 an den Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel zu sehen war.
Fortschritt und Modernisierung waren zentrale Themen im Werk Gustave Caillebottes. Die Brücke von Argenteuil und die Seine ist eines von mehreren Gemälden, mit denen die Impressionisten der rasant fortschreitenden Infrastruktur im Pariser Umland nachspürten. In einer radikalen Abwendung etablierter kompositorischer Normen hat Caillebotte nur einen der sieben metallenen Brückenbögen in den Blick genommen – eine ungewöhnliche Bildanlage, die vom Einfluss zeitgenössischer Photographien zeugt. Im Hintergrund links ist die hoch moderne Eisenbahnbrücke zu sehen, durch die Argenteuil seit 1851 eine direkte Anbindung an den Gare Saint-Lazare in Paris genoss. Die Ausstellung in Brüssel fokussierte die malerische Faszination für den rasanten Wandel, den die wachsende nationale und internationale Vernetzung mittels der Eisenbahn als neuem Transportmedium mit sich brachte.
2021
Dieses Gemälde stellte das Museum Barberini als Leihgabe für die Ausstellung Caillebotte. Impressionistisch und modern zur Verfügung, die vom 18. Juni bis zum 21. November 2021 in der Fondation Pierre Gianadda in Martigny zu sehen war.
Mit seiner Teilnahme an der zweiten Impressionisten-Ausstellung 1876 in Paris schloss sich Gustave Caillebotte der aufstrebenden Bewegung um Claude Monet an. Seine Bedeutung als Maler wurde lange Zeit von seiner Patronage als einer der wichtigsten frühen Sammler und Förderer des Impressionismus überschattet. Die Fondation Pierre Gianadda widmete dem Künstler eine umfangreiche Retrospektive, die seine Werkentwicklung anhand von rund 90 Arbeiten eingehend untersuchte. Zu den zahlreichen internationalen Leihgebern gehörten u. a. die National Gallery of Art in Washington, der Petit Palais in Genf sowie das Musée Marmottan Monet und das Musée d’Orsay in Paris. Mit sechs Gemälden verfügt die Sammlung Hasso Plattner über den umfangreichsten Bestand des Malers in Deutschland.
Dieses Gemälde stellte das Museum Barberini als Leihgabe für die Ausstellung Gartenseite. Von Monet bis Bonnard zur Verfügung gestellt, die vom 1. April bis zum 1. November 2021 im Musée des impressionnismes in Giverny zu sehen war.
Der Garten war ein zentrales Sujet impressionistischer und postimpressionistischer Malerei. Die Ausstellung im Musée des impressionnismes untersuchte das Motiv an der Schnittstelle zwischen den Impressionisten um Claude Monet und den Nabi-Künstlern um Pierre Bonnard und Édouard Vuillard. Anhand von etwa 100 Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken spürte sie der Rolle des Gartens als Ausdruck einer modernen Künstlersensibilität nach, geprägt von der Sehnsucht nach einer harmonischen Verbindung von Mensch und Natur. Aufgrund seiner Sympathien für das Gedankengut des Anarchismus – darunter der Glaube an die Natur als eine Quelle individueller und sozialer Erneuerung – war das Werk Camille Pissarros von zentraler Bedeutung für das Projekt. Neben dem Gemälde aus der Sammlung Hasso Plattner umfasste die Ausstellung weitere wichtige Arbeiten des Künstlers, darunter Leihgaben aus dem Musée d’Orsay in Paris sowie dem Musée d’art moderne André Malraux in Le Havre.
Dieses Gemälde stellte das Museum Barberini als Leihgabe für die Ausstellung Monet in Étretat zur Verfügung, die vom 1. Juli bis zum 17. Oktober 2021 am Seattle Art Museum zu sehen war.
In den 1880er verbrachte Claude Monet mehrere Malausflüge in dem nordfranzösischen Fischerdorf Étretat. Aus diesen Reisen gingen etwa 80 Kompositionen hervor, die oft als zusammenhängende Variationen um ein einziges Motiv entstanden. Ausgehend von einem Werk aus der eigenen Sammlung (Fischerboote in Étretat von 1885) untersuchte das Seattle Art Museum die Bedeutung Étretats in Monets künstlerischer Entwicklung der 1880er Jahre. Das Bild aus der Sammlung Hasso Plattner wurde dort im Kontext weiterer Gemälde gezeigt, in denen der Maler die dramatische Felsformation der sogenannten Porte d’Aval in den Blick nahm.
Dieses Gemälde stellte das Museum Barberini als Leihgabe für die Ausstellung „Bon Voyage, Signac!“ zur Verfügung, die vom 16.4. bis zum 22.8.2021 am Wallraf-Richartz-Museum in Köln zu sehen war.
Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln verfügt mit Signacs Konstantinopel. Yeni Djami (1909) über ein spätes Schlüsselwerk des Malers. Das Gemälde stand im Mittelpunkt der Ausstellung „Bon Voyage, Signac!“, die als impressionistische Reise durch die eigene Sammlung angelegt war. Sie umfasste neben Signac Arbeiten von Gustave Caillebotte, Paul Cézanne, Henri Matisse, Claude Monet und Vincent van Gogh. Bereichert wurde dieser Grundstock von rund 60 Werken durch neun Signac-Leihgaben aus Europa und den USA, darunter Gemälde aus dem Musée d’Orsay in Paris sowie dem Metropolitan Museum of Art in New York.
Das Museum Barberini unterstützte das Projekt mit Signacs Der Hafen bei Sonnenuntergang (1892) – eine der ersten Kompositionen, die der Künstler nach seinem Umzug an die Côte d’Azur anfertigte. Mit vier Arbeiten verfügt die Sammlung Hasso Plattner über den umfangreichsten Bestand an Signac-Gemälden in Deutschland.